In diesem Post geht es vorgeblich um Consent und Safewords im Kink Kontext. Tatsächlich ist dies aber ein gut schlecht getarnter Versuch meine eigenen Traumata aufgrund von erfahrenem Abuse zu verarbeiten.

In diesem Post geht es also um

  • Kink (nur relativ abstrakt, es geht nicht um konkrete Praktiken)
  • Safewords
  • Consent (und die Verletzung davon)
  • Trauma
  • Abuse

Das war eure Content Note, und die Gelegenheit den restlichen Post einfach ungelesen zu lassen.

Meine bisherige Beziehung zu Kink

Bis vor relativ kurzem, war Kink etwas, das bei mir nur in festen Beziehungen stattfand, es war etwas, dass ich nur mit wenigen Leuten diskutierte und das bis auf wenige Ausnahmen (gegen meinen Willen) nur im privaten zwischen genau 2 Personen stattgefunden hat.

Meine ersten Kink Erfahrungen habe ich vor ca. elf Jahren mit meiner ersten Freundin gemacht, nunja, war Rückblickend nicht ganz so gut. Ich möchte hier gar nicht auf meine damalige Freundin dunken, aber sie hat sich schon einiges geleistet. In dieser Beziehung war ich in einer submissiven Rolle und habe Interesse geäußert, auch mal eine dominante Rolle einnehmen zu wollen. Anstatt zu antworten, dass sie sich das für sich mit mir nicht vorstellen könne, kam zurück

Du kannst eh nicht dominant sein.

Nun ja.

Auch abgesehen davon, wurden in dieser Beziehung meine Grenzen immer wieder überschritten. Mir wurde gesagt, was mir gefalle (und das nicht auf eine “Mhhh, das gefällt dir, was?” Art), Kink wurde gegen meinen Willen in die Öffentlichkeit gezogen. Und Safewords haben mir weniger genutzt, als geschadet.

Warte, sollten Safewords nicht helfen?

Das sollten sie, ja. Mein Safeword hatte als Konsequenz “sofortiger Abbruch von allem, was wir gerade tun”. Das mag auf den ersten Blick gar nicht verkehrt wirken, für mich funktioniert das aber als alleiniges Safeword nicht. Alles was ich ansonsten sagte, was kein Safeword ist, wurde einfach ignoriert, und es fiel (zumindest der unerfahrenen Zora von vor 10 Jahren) extrem schwer, eine Session, die eigentlich Spaß macht, wegen einer “Kleinigkeit” abzubrechen. Damit wurde mein Consent mehr als keinmal deutlich überstrapaziert. Ich habe dann die Zähne zusammengebissen und die schlechten Parts über mich ergehen lassen, um mehr vom guten zu bekommen.

Ich glaube, ich habe in der Beziehung mein Safeword nie verwendet.

Und an der Stelle ist sicherlich nicht nur die Konsequenz, die das Safeword hätte problematisch. Wir hätten ja auch zwischen Kink Sessions reden können müssen. Aber sie wusste ja besser was mir gefällt als ich… Worüber muss man denn dann noch reden?

Ich frag mich heute, ob ich damals Dinge hätte besser machen können. Aber das waren meine ersten Kink Erfahrungen, das war meine erste Beziehung, ich wusste nicht, dass es besser geht, besser gehen muss. Ich bin mir ernsthaft nicht sicher, ob das von ihrer Seite aus Versehen oder Absicht war. Der Rest der Beziehung legt nahe, dass ich nur als Naivchen zum persönlichen Vorteil genutzt wurde. Insgesamt waren da eine ganze Menge Red-Flags, die ich leider erst im Nachhinein gesehen habe.

Die Bedeutung von Safewords

Das kam eben vielleicht schon etwas rüber. Safewords können unterschiedliche Konsequenzen haben. Safewords bedeuten dass, worauf sich alle beteiligten einigen. Das bedeutet aber auch, dass man darüber reden muss, was passiert, wenn das Safeword verwendet wird. Ich habe das Gefühl, dass das oft zu kurz kommt. Und die Konsequenz kann beliebig sein, worauf auch immer man sich halt einigt.

Mir wurde die genannte Konsequenz als die einzige Option verkauft, dass sei halt wie Safewords funktionieren. Und ich meine sogar, da wäre ein Resoning hinter: “sonst kann Sub sich ja aus allen Bestrafungen raus safeworden” – wenn das ein regelmäßiges Problem bei eurem Kink ist solltet ihr mal ganz intensiv miteinander reden und Consent und Erwartungen abgleichen.

Ich persönlich, und für andere mag das anders aussehen, brauche viel eher ein Safeword, das bedeutet “Pause, evtl. kurz durchatmen, reden und dann entweder weitermachen oder abbrechen”. Aber in den meisten Situationen verzichte ich lieber ganz auf Safewords.

Aber Zora, du kannst doch Kink nicht ohne Safewords machen!

Doch! Denn ohne Safewords gilt:

Worte bedeuten was Worte bedeuten.

Wenn keine Absprache besteht “nur ‘Honigkuchen’ bedeutet ’nein’”, dann bedeuten halt auch “Pause”, “Stop”, “aufhören” und eben auch “nein” “nein”. Da braucht es kein Safeword weil die deutsche (oder englische/französische/klingonische/etc.) Sprache genügend Wörter enthält, mit denen die Grenzen des Consents kommuniziert werden können. Das funktioniert für mich im Allgemeinen ziemlich gut.

Ich habe nicht das Gefühl, dass das in meiner aktuellen Bubble ein spicy Take wäre. Aber in dem Umfeld, in dem wir damals waren, schien das undenkbar, Kink ohne Safewords zu betreiben.

Und ich verstehe, dass es Spielweisen gibt, in denen das Wort “aufhören” nicht “aufhören” bedeutet, und in dem Fall ist ein Safeword sicherlich sinnvoll. Und ich sehe auch durchaus einen Appeal in solchen Spielweisen. Aber das betrifft meiner Beobachtung nach nur einen kleinen Anteil von Kink. Und das sollte vielleicht auch nicht unbedingt die erste Erfahrung für Kink-Neulinge sein?

Anyway, auch wenn ich gerade schrieb, dass “keine Safewords” für mich gut funktionieren, ist das nur die halbe Wahrheit. Ich bin nämlich großer Fan von nicht verbalen “Safewords”. In Anführungszeichen, weil, dassja eben kein Wort ist, sonder sowas wie z.B. Abklopfen. Das funktioniert für mich in einer submissiven/masochistischen Rolle deutlich besser als verbale Safewords; das kommt fast natürlich, man muss sich nicht an ein Wort erinnern. Und. Man muss nicht reden. Das ist nämlich auch nicht in jeder Situation ganz leicht (und hier rede ich nichtmal von Situationen, in denen der Kink selber das Reden erschwert).

Die Ampel

Ein letztes inhaltliches Fässchen möchte ich noch aufmachen. Das Ampel-System. Ich mag die Abstufung, ich finde es gut, dass es mit “gelb” die Möglichkeit gibt zu sagen “noch ist alles okay, aber viel weiter solltest du nicht gehen”.

Aber auch das kann man natürlich kaputt machen. Und da mag auch potentiell mein Autismus mitspielen. Mir wurde damals “gelb” mit der Bedeutung “das ist meine Grenze” verkauft. Aber, meine Grenze ist ja nur ein singulärer Punkt auf einer Skala, der sich noch dazu konstant bewegt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du genau meine Grenze triffst. Und selbst wenn ist im nächsten Moment die Grenze schon wieder minimal wo anders. Damit haben wir “gelb” erfolgreich aus der Ampel rausgeworfen.

Und hier wäre ich tatsächlich an Meinungen anderer interessiert: Eine Aussage “grün, geht aber Richtung gelb”, findet ihr das gut oder eher schwierig? Mir wurde das abgewöhnt, ich solle mich entscheiden… Aber ich denke mir, dass ich als Domme die zusätzlichen Informationen doch eher dankend annehme?

Wo bin ich jetzt

Genug Traumadumping, die Beziehung war vor ca. 8 Jahren vorbei. Die Erfahrungen, die ich seit dem gemacht habe, waren zum Glück deutlich positiver.

Kink war auch in meinen folgenden Beziehungen ein Ding, wenn auch rückblickend eher mit einer geringen Intensität. Ich glaube das lag auch daran, dass mich das (unbewusste) Trauma da stark zurückgehalten hat. Dennoch hatte ich sehr schöne Erfahrungen. Es ist krass wie viel besser Kink ist, wenn deine gesetzten Grenzen gewahrt werden und wenn du comfortable bist deine Grenzen auch zu kommunizieren. :o

Seit Anfang des Jahres bin ich irgendwie dabei Kink für mich neu zu entdecken. Ich bin da viel offener geworden, mit wem ich drüber rede, mit wem ich spiele. Und ich bin gespannt, was da noch kommt :D